, Fässler Angela

Fehlende Pflegekräfte? Der Kantonale Seniorenrat SG nimmt Stellung.

Wenn es zu wenig Pflegekräfte gibt, kommen sie unter Druck. Und wer leidet darunter ausser den Pflegekräften? Wie kann der sogenannte Pflegenotstand entschärft werden. Der kantonale Seniorenrat (kantonaler-seniorenrat-sg.ch) macht sich Sorgen und hat Lösungsansätze.

Im Tagblatt-Artikel unter dem Titel «Ostschweizer Pflegepersonal unter Druck» vom 11.11. 2022 werden Folgen der prekären Pflegepersonalsituation erwähnt: Betten in Spitälern können aufgrund von Personalengpässen temporär nicht betrieben werden. Nicht dringliche Operationen müssen teilweise verschoben werden. Wegen Erschöpfung des Personals (auch wegen Corona) haben sich viele «inzwischen beruflich umorientiert, gekündigt oder sich diesen Sommer für unbezahlten Urlaub entschieden». Da die für das «Zwischenmenschliche» in Pflege und Betreuung Zeit fehlt, nimmt die Pflegequalität ab. «Das zermürbe viel Pflegekräfte, die ihren Beruf vor allem auch aus ethischen Überzeugungen gerne machten.» «Eine gute Work-Life-Balance ist für die Pflegekräfte oftmals nicht möglich.»

 

Lösungsansätze

Edith Wohlfender, Mitglied der Geschäftsleitung des Schweiz. Berufsverbandes der Pflegefachpersonen, Sekt. SG TG AR AI sieht Lichtblicke auf Seiten der Arbeitgebenden, die versuchen, den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten, u. a. durch eine Verbesserung der «Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit und die Erhöhung der Zuschläge für Nacht- und Sonntagsarbeit». Hier könne auch die Umsetzung der Pflegeinitiative zu Verbesserungen führen. Zudem liege die Lösung in der Politik. Was könnte damit gemeint sein?

 

Forderungen des kantonalen Seniorenrates SG (KSR-SG)

Der KSR-SG anerkennt und würdigt die grossen Leistungen des Pflegepersonals, ihr Engagement, ihre Ausdauer und ihren Idealismus und hat Verständnis, wenn Erschöpfte «den Bettel hinwerfen» und kündigen. Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen und Löhnen müssen darum dringend umgesetzt werden.

 

Aus der Sicht des KSR-SG sind alle politischen Ebenen gefordert, älteren Menschen ein würdiges Leben zu ermöglichen. National braucht es dazu möglichst bald eine staatliche Regelung der Finanzierung von Betreuungsleistungen für Menschen, die diese nicht selbst finanzieren können.  Wir erwarten deshalb von den zuständigen Räten, dass sie die entsprechenden Gesetze zügig anpassen und verabschieden. Denn Altersarmut und ein unwürdiges Leben im Alter darf es in der Schweiz nicht geben. Zudem werden durch die Finanzierung von Betreuungsleistungen Heim- und Spitaleintritte verzögert. Pflegebedürftige können länger zuhause versorgt werden, was Personalengpässe in den Spitälern entschärft.

 

Vor Ort leisten An- und Zugehörigen mit viel Hingabe und Liebe Betreuungs- und Unterstützungsarbeit von fragilen älteren Personen. Wer nicht auf ein solches Unterstützungsnetz zählen kann, erhält vielleicht Support von Freiwilligen oder Unterstützungsorganisationen – vielleicht. Hier sind die Gemeinden gefordert: Sie haben in ihrer Alterspolitik dafür zu sorgen, dass professionelle medizinische Leistungserbringer mit nicht professionellen betreuenden und unterstützenden Personen besser vernetzt werden. Diese Koordination ist von den Altersbeauftragten der Gemeinden effizient zum Wohle der älteren Personen und der ganzen Gesellschaft zu gestalten. 

 

Kantone sollten gute Beispiele auf kommunaler Ebene bekannt machen und Gemeinden fachliche Unterstützung leisten.

 

Spitäler haben beim Austritt von Personen dafür zu sorgen, dass der Übergang von der stationären in die ambulante Pflege und Betreuung von professionellen zu nicht professionellen Kräften durch gutes Coaching und Übertragung von Know-how gewährleistet wird. Hier hat auch die Spitex eine wichtige Funktion, indem sie An- und Zugehörige immer wieder schult, so dass auch sie gute Betreuungs- und Unterstützungsarbeit leisten können, ohne überfordert zu werden.

 

Rüstige Pensionierte leisten bereits unermesslich viel Care-Arbeit etwa als Freiwillige oder beim Hüten von Kindeskindern und in der Betreuung von beeinträchtigten Angehörigen. Wenn sie von Professionellen in der Pflege und Betreuung ihrer Lieben noch besser begleitet werden, können Spitalaustritte erleichtert und Wiedereintritte verzögert werden.  Zudem zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass solche Unterstützungs- und Betreuungsleistungen nicht nur Wesentliches zum Wohl der Betreuten, sondern auch der Betreuenden beitragen.

 

Für den kantonalen Seniorenrat SG

Beat Steiger, Co-Präsident

 

Der daraus erstellte, am 15.11.22 im Tagblatt erschienene Artikel ist nicht ganz identisch ;-)